Vancouver Island/Crofton/Osborne Bay Campground - Geruhsames Leben unter Rentnern


Heute sind wir in einem ulkigen Spot gelandet. Weil wir endlich die Wolken hinter uns lassen wollten, sind wir immer dem blauen Himmel nach gefahren. Und am Meer (jetzt wieder die Ostküste) war es am blausten. Gelandet sind wir in dem Nest Crofton, das ist ein Miniort auf der Höhe von Duncan. Er besteht aus einer Papierfabrik, einem Hafen, einem Pub, einem Liquor Store und einem Campingplatz. Auf dem Campingplatz, der gut gefüllt ist, wohnen fast ausschließlich Rentner, die mit ihren Rollatoren über den Platz rattern, ihre kleinen Hunde ausführen und jetzt abends beieinander sitzen und plaudern.

Wir fühlen uns in der ruhigen Runde wohl und amüsieren uns ein bisschen über das Rentnerparadies, in dem wir gelandet sind (aber gerade färbt die untergehende Sonne das Wasser und die gegenüberliegenden Berge rosa und violett und wir verstehen, warum man sich hier gerne eine Sommerresidenz zulegt).

Gestrandetes Boot bei Ebbe
Lena Herrmann

Blauer Himmel, blaues Meer - das Leben kann so schön sein
Lena Herrmann

Muschelsucher
Lena Herrmann


Aber inzwischen stellen wir jeden Tag fest, dass wir als Familie irgendwie auch ein bisschen sonderlich sind. Nur mal ein paar Beispiele eines völlig normalen Morgens: Der Reisespatz macht ein Gezeter, bis endlich sein Mäulchen gestopft ist, dann verzieht er sich ins Fahrerhaus, um dort erstmal seinen muffeligen Geschäften nachzugehen. Währenddessen versuche ich, draußen ein bisschen Yoga zu machen. Das wird aber immer wieder unterbrochen von Gerumpel im Camper: Der Mann macht Frühstück, wickelt den Sohn und versucht die Tochter davon zu überzeugen, sich anzuziehen. Und das alles auf kleinstem Raum. Dann kommt der Reisespatz raus und stürmt als erstes frisch angezogen und gewickelt in die Feuerstelle und rollt sich in der Asche. Die Reiseamsel feuert ihn aus Leibeskräften an, was seine Wirkung nicht verfehlt. Kurz vor dem Frühstück ist die Hälfte der Familie also schon wieder komplett schmutzig.

Junger Bartträger
Lena Herrmann



Ziemlich oft haben wir hier zu viert viel Spaß, auch wenn es immer wieder eine Herausforderung ist, die Stimmung oben zu halten. Aber inzwischen wissen wir genau, was den einzelnen Familienmitgliedern die Laune verderben kann. Beim Reisespatz sind das Hunger oder Schnullerverlust (wir kaufen die Teile dauernd nach, aber sie sind dauernd wieder weg, ich will nicht wissen, wie viele wir schon im Sand vergraben oder in die Gewässer geworfen haben - die Reiseamsel hat uns heute einen strengen Vortrag gehalten, wie schlecht die Plastikteile für die Umwelt sind, wenn wir sie immer verlieren…). Bei der Reiseamsel meistens Wandern oder Verwundungen (irgendeinen Splitter im Fuß gibt es immer, der sie plötzlich humpeln lässt. Meistens dann, wenn sie nicht mehr laufen oder ein Eis haben will). Beim Mann sind es Orientierungslosigkeit (auch nur erdachte) oder Gemotze der anderen. Und bei mir ist es ein fehlender Plan, wohin es am nächsten Tag geht und die Vorstellung, einen Walmart besuchen zu müssen. Morgen steht wieder eine Einkaufstour an. Aber die könnte auch Spaß machen, denn wir müssen ein paar Utensilien für den Reisespatz besorgen. Schließlich hat der bald Geburtstag. Und dann heißt es schon Abschied nehmen von der Insel. Schade, wir haben soviel noch nicht gesehen uns könnten hier locker nich weitere drei Wochen verbringen. Mir schleierhaft, wie manche Menschen hier in die Tagen durchbrettern.

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