Vancouver Island/Englishmen River Falls Provincial Park - Unter Kanadiern

Als wir gestern Morgen aufgewacht sind, hat es wie aus Kübeln geschüttet. Obwohl Ebbe war, stand das Wasser am Strand und das Gras des Campingplatzes war ein Sumpf. Da fiel der Abschied nicht schwer. Wir mussten uns sowieso ein bisschen beeilen, denn wir wollten unbedingt möglichst früh am nur zehn Kilometer entfernten Englischen River Falls Campground sein. Dort gibt es viele first come, first serve-Plätze (also Plätze, die nicht reservierbar sind und die derjenige bekommt, der zuerst kommt) und da ja das Canada-Day-Wochenende ist und wir nichts reserviert hatten, wollten wir uns einen dort schnappen. Das hat auch geklappt und der Regen hörte auch auf, so dass wir den Spielplatz erkunden und die kleine Wanderung zu den Englischmen River Falls machen konnten. Sehr beeindruckend, wie sie in die Tiefe stürzen. Es gäbe auch eine tolle Gumpe zum Baden, aber dazu war es zu bedeckt. Am Abend fing es wieder an zu schütten, so dass wir uns einen großen Topf Spaghetti Bolognese für die Seele kochten.

Am nächsten Morgen sah das Wetter schon deutlich besser aus und nachdem die Reiseamsel mit Hilfe des dolmetschenden Vaters erste Kontakte auf dem Spielplatz geknüpft hat, haben wir beschlossen, den Tag hier zu verbringen. Mittlerweile hatte sich der Platz komplett gefüllt. Unglaublich, mit was für Gepäck die Kanadier hier anreisen. Ein paar Sites weiter hat jemand seine ganze Campsite mit kleinen Canada-Fähnchen geschmückt. Und während wir „nur“ unseren Camper abgestellt haben, finden sich auf den Sites meistens ein Camper, ein Aufenthalts-Mücken-Zelt (obwohl es kaum Mücken gibt, in der Regel piekt mich eine mal in den Abendstunden oder eine verirrt sich in den Camper und ärgert mich oder die Reiseamsel nachts, aber das war es auch schon), viele Stühle, ein Riesengrill, stapelweise Feuerholz, Campingstühle, noch ein Zelt zum Schlafen und vieles mehr. Manche Familien verbringen hier nur ihren Tag und fahren zum Schlafen dann wieder nach Hause. Kanada und Camping ist was ganz besonderes, das haben wir hier erst kapiert.

Gut, wer ne große Schwester hat
Lena Herrmann

Die Wasserfälle mit leider wenig Wasser
Lena Herrmann

Spielstunde am Regentag
Lena Herrmann

Durch unseren Ruhetag gestern haben wir so ein Campingplatztreiben mal richtig mitbekommen. Die Karaoke-singende asiatische Community ein paar Plätze weiter (Sandras „In the heat of the night“), die vielen Familien mit Kindern und Hunden, die stapelweise Feuerholz hackenden Männer. Ein bunter Haufen und wir mittendrin.

Lena Herrmann


Mit schwerem Gefährt unterwegs
Lena Herrmann

Bei der Reiseamsel sind die Hemmungen gefallen und sie hat verstanden, dass Kommunikation auch non verbal geht. Beziehungsweise dass Kinder auch miteinander sprechen können, wenn der eine englisch und die andere deutsch spricht. Und so hat sie den Tag mit einem kleinen Jungen und einem etwas älteren Mädchen verbracht und war stundenlang nicht zu sehen. Am Abend kam sie dann plötzlich mit einem riesengroßen und dicken braunen Labrador an der Leine an. Der schleppt riesengroße Steine im Maul rum und heißt „Royal“, hat schon ganz krumme Beine und zog die kleine Amsel quer über den Campingplatz. Sie war im Glück. 

Hunde gibt es hier sowieso massenhaft. Sie müssen an der Leine sein, woran sich auch alle halten. Und sie sind alle entspannt und freundlich. Wie die Kanadier auch.

Das ist wirklich bemerkenswert, wie offen die Menschen hier sind. Sie fangen sofort ein Schwätzchen an, wollen wissen, wo man schon war, wie lange man unterwegs ist, wo es einem besonders gut gefallen hat. Und man spürt den Stolz der Menschen auf ihr Land. Erst dachte ich, sie sind einfach nur nett. Aber dann habe ich verstanden, dass es einfach eine große Offenheit und Toleranz ist, die hier Normalität ist. Selbst zwischenzeitliches Spatzengebrüll wird mit einem Lächeln hingenommen, niemand fühlt sich gestört. Kein Wunder, dass die Kanadier das Miteinander mit ihren Minderheiten so gut hinbekommen.


Abends dann haben wir trotz zwischenzeitlich einsetzender leichter Regentropfen gegrillt, Stockbrot gegessen und sind lange am Lagerfeuer gesessen. Ganz kanadisch eben.

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