Vancouver Island/Elk Falls Provincial Park/Quinsam River Campground - Wow-wow-whale-watching

Der erste Regen. Wir sitzen draußen unter unserer Markise (unerlaubterweise, eigentlich darf sie nicht nass werden) und genießen einen ordentlichen Regenguss. Neben uns rauscht der Quinsam River und wir können am gegenüberliegenden Ufer Rehe beim Abendbrot beobachten. Es ist sehr friedlich hier an dem kleinen Fluss vor unserem Häuschen auf Zeit. Mal wieder haben wir heute gegrillt - wie fast jeden Tag. inzwischen sind wir wahre Meister im abwechslungsreichen Grillen. Es geht von Lachs über Spare Ribs, die man hier fertig für den Grill kaufen kann, über Würstl, Maiskolben, Hamburger, Feta und Gemüse in Alufolie und Kartoffeln.

Wo geht es heute hin?
Lena Herrmann

Ab in die Feuerstelle - die Schwester dokumentiert
Lena Herrmann

Ohne Worte
Lena Herrmann

Und das erst recht
Lena Herrmann


Heute haben wir ordentlich Hunger, denn wir müssen erstmal unseren mehr als vierstündigen Bootstrip vor Camper River verkraften. Auf einem kleinen Motorboot (aber mit Toilette!) sind wir durch die Inselwelt vor der Küste gekreuzt und haben Wale gesucht. Und weil sonst niemand die Tour gebucht hatte, waren wir mit unserm Guide Lee alleine. Was für ein Ausflug und was für ein Abenteuer. Ganz abgesehen davon, dass das Wetter grandios war und die Inselwelt einfach wunderschön ist, haben wir schon bei der langsamen Fahrt aus dem Hafen zwei Buckelwale gesehen. Ganz gemächlich sind sie vor uns rum geschwommen, habe fünf-, sechsmal einen rund sieben Meter hohe Fontäne ausgeatmet und haben dabei ihren Rücken gezeigt. Um dann nach dem letzten Atmen mit einem eleganten Heben der Schwanzflosse für ein paar Minuten abzutauchen. Wie majestätisch, wie grazil sich diese Riesen durchs Wasser bewegen. Wie ein Ballett.

Lee hat uns wahnsinnig viel erklärt - dass die Gewässer rund um Victoria Island inzwischen wieder sehr gesund sind und ein funktionierendes Ökosystem haben. Dass darum die Wale, die Weißkopfseeadler und Orcas in der Gegend wieder stark zugenommen haben. Und dass Buckelwale ihre Kinder in den warmen Gewässern des südlicheren Pazifiks zur Welt bringen, es dort aber nichts zu fressen gibt. Weil die Kühe aber 300 Liter Milch für ihre Kölner pro Tag produzieren müssen, reisen sie mit den Kleinen, sobald die aus Gröbsten raus sind (so mit vier, fünf Monaten) wieder in den Norden, um sich hier den Bauch voll zu schlagen. 

Plötzlich brauste ein schwarzes Schlauchboot heran: Polizei! Die beiden Polizisten ermahnten Lee, nicht zu nah an die Tiere ranzufahren. Daraufhin entspann sich eine kurze Diskussion, denn Lee war der Überzeugung, er dürfe sich auf hundert Meter nähern, die Polizisten sagten zweihundert Meter. Nachdem sie wag waren, gab es eine große Diskussion über Funk und plötzlich waren die beiden Cops wieder da, entschuldigten sich und stellten klar: 200 Meter Abstand zu Orcas und zu Buckelwalkühen mit ihren Kindern. 100 Meter Abstand zu Buckelwalen. Lee hatte also recht. 

Eine gute Sache aber, dass sich so alle Unternehmen dort zusammengetan haben und gemeinsam darauf achten, dass niemand die Tiere stört. Da nehme ich es gerne in Kauf, dass sie auf meinen Fotos nur weit entfernt zu sehen sind. 

Weil es ein Netzwerk aus Fischern, Tourunternehmern und anderen Bootsfahrern dort gibt, kommen per Funk dauernd Angaben, wo sich ein spannendes Tier befindet. Und als es dann eine Meldung gab, dass in einer Bucht Orcas unterwegs sind, haben wir uns auf den Weg gemacht und tatsächlich eine Gruppe aus fünf Orcas gesehen. Es ist eine Mutter mit ihren Kindern, denn die bleiben so lange bei ihrer Mutter, bis sie stirbt. Die Kinder sind teilweise auch schon erwachsene Tiere, vor allem ein Männchen, das man an seiner langen Rückenflosse leicht erkannte, war riesig. Sie hatten wohl gerade eine Robbe gefressen und schwammen jetzt ganz gemächlich durch die Bucht, immer wieder Luft holend und dabei ihre Rückenflosse und ihren Kopf zeigend. Wir haben sogar die schwarz-weiße Zeichnung an der Seite gesehen. Es war ein so friedliches und schönes Bild, so beeindruckend. Wunderschön.

In dieser Bucht vermutet Lee die Orcas
Lena Herrmann

Und da sind sie!
Lena Herrmann

Kormoran-Kolonie
Lena Herrmann

Und die Seelöwen auf ihrer Boje
Lena Herrmann


Zwischendurch standen wir einfach nur mit ausgeschaltetem Motor und haben die Tiere angeschaut, sie sie in einem weiten Bogen um unser Boot herum geschwommen sind. Sogar die Reiseamsel war fasziniert.

Auf dem Rückweg gab es als Tüpfelchen auf dem i noch Robben, eine  Kormorankolonie, brütende Möwen und Seelöwen. Die waren zum Totlachen: Statt auf einem Felsen saßen sie alle auf einer Boje. Die sollte eigentlich eine Art Wetterstation im Meer sein, die Temperatur der Luft und des Wassers messen und die Höhe der Wellen. Weil aber bestimmt zwanzig dicke Seelöwen auf der Boje saßen, war die Sache mit der Wellenmessung obsolet. Immer, wenn eine neue Robbe hoch auf die Boje wollte, stimmten die anderen ein Gebrüll an und versuchten ihn daran zu hindern, hoch zu hüpfen. Ein sehr amüsantes Schauspiel. Auch wenn Lee uns erklärte, dass die Boje kein besonders sicheres Versteck vor den Orcas ist, denn die würden die Seelöwen da runterpflücken wie kleine Würstchen.


Was für ein schöner Tag, der wieder auf dem wirklich sehr, sehr schönen Campingplatz am Quinsam River endete. Morgen geht es in die Einsamkeit des Strathcona Parks. Vielleicht sehen wir auf dem Weg dahin ja einen Bären. Nach dem Tag heute wäre ich bereit dafür.









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