Freitag, 16. Januar 2015: Das Fazit wieder aus München

So, da sind wir also wieder zurück. Zumindest körperlich anwesend. Aber noch komplett jetlag-verstrahlt und mit einer neuseeländischen Langsamkeit versehen, die uns selbst schon belustigt. Die Tatsache, dass sich die zwölf Stunden Zeitverschiebung aber komplett unterschiedlich auf die gesamte Familie auswirken (Amselkind und Amselmann schlafen Stunden über Stunden, während ich mitten in der Nacht hellwach bin), ermöglichen mir aber, Schritt für Schritt Dinge zu erledigen, zu denen ich dann untertags, wenn ich mich müde rumschleppe, nicht komme. Einen weiteren Blogeintrag beispielsweise.

Erst einmal vielen Dank für alle Eure Kommentare und Mails, Euer Mitfiebern und Dabeisein. Wir haben uns immer ganz verbunden mit der Heimat gefühlt und das war wirklich sehr schön. Ich war freudig überrascht zu sehen, wie viele liebe Menschen sich für unsere Erlebnisse interessiert haben. Und habe mich gefreut, virtuelle Bekanntschaften mit Leuten zu machen, die irgendwie auf diesen Blog gestoßen sind und uns zehn Wochen lang ebenfalls begleitet haben.

Für alle, die noch vorhaben, in den nächsten Jahren nach Neuseeland zu reisen - egal ob mit oder ohne Kind(er) - will ich in den kommenden Tagen noch den einen oder anderen Post mit unseren Highlights schreiben. Egal ob Campingplätze, schöne Ort oder Listen an Dingen, die man braucht oder eben auch nicht - Erfahrungen gilt es zu teilen, so dass dann jeder seine perfekte Reise für sich daraus basteln kann.

Folgende Dinge waren für uns unverzichtbar:

1. Die "Rankers"-App
Glücklich, wer kein iPhone hat sondern ein Mobiltelefon mit dem Android-Betriebssystem. Denn die zahlen für die App nix. Während die Apple-Jünger 15 Dollar hinlegen müssen. Fakt ist aber: Auch dieser Preis hätte sich gelohnt. GPS-Daten genau findet man dort Dump Stations (die Orte, wo man sein Abwasser los wird, frisches Wasser nachfüllt und auch die Toilette entleert), Freedom Camping Spots, Campingplätze und lohnenswerte Aktivitäten. Alle von den Usern bewertet und beschrieben. Und die Masse hatte zumindest bei uns immer Recht. Und das Allerbeste: Die App funktioniert auch ohne Internet. Man kann also wunderbar auf der Fahrt recherchieren. Die schönsten Campingplätze und untouristischten Sehenswürdigkeiten haben wir so gefunden.

2. Die TravelSIM von Vodafone
Gilt 60 Tage und kostet 49 Dollar. Und man kann damit ins Heimatland und innerhalb Neuseelands für den gleichen Preis telefonieren, SMS schreiben und auch Surfen. Klar, nicht überall gibt es ein Netz. Das heißt, wir waren auch mal tagelang nicht erreichbar. Aber in einem Land, in dem Wlan auf Campingplätzen entweder nicht existent ist, eine bescheidene Abdeckung (nur in der Küche etc.) hat, sauteuer oder schneckenlangsam ist, waren wir über ein bisschen Unabhängigkeit diesbezüglich sehr froh.

3. Die Broschüre mit den DoC-Campsites
Das Department of Conservation (DoC) bietet an den schönsten Flecken des Landes sehr einfache und sehr günstige Campingplätze an. Wo die sind und wie man dorthin kommt, steht in einem kleinen Faltblatt, das man in jeder i-Site bekommt. Das sind die Touristeninformationen, die nicht nur toll ausgestattet sind, alles wissen und sehr nett sind. Sondern die es auch überall gibt.

4. "Ask the locals"
Wer so kontaktfreudige Mitreisende hat wie den Amselmann und das Amselkind, der ist klar im Vorteil. Unsere Reise hat sich durch all die Plaudereien auf Parkplätzen, an Supermarktkassen, beim abendlichen Abspülen auf dem Campground, an der Tankstelle oder auf dem Spielplatz extrem verlangsamt. Aber dafür haben wir viel über Neuseeland und seine Menschen gelernt. Vor allem, wie nett, kinderfreundlich und aufgeschlossen sie sind. Keiner, der sich nicht gefreut hat, wenn man ihn um einen Tipp gebeten hat. Und es waren grandiose darunter. Und: So schwer sind die Kiwis dann gar nicht zu verstehen...

5. Reiswaffeln mit Apfelgeschmack
Die kleinen Reiswaffeln, die man im Supermarkt bei der Babynahrung findet, sind nicht hundertprozentig das, was eine verantwortungsvolle Mutter ihrem Kind in den Mund steckt. Aber die "Kein Zucker"-Diät unserer Tochter hatte sich sowieso in diesem Moment verflüchtigt, als sie das erste Mal von einem Eis probieren durfte. Also fanden wir dann in Neuseeland die mit Apfelsaftkonzentrat gesüßten Waffeln auch mal okay und haben sie immer dann hervorgezaubert, wenn die Stimmung auf dem Rücksitz langsam mies wurde, wir aber noch ne halbe Stunde fahren mussten.

6. Navi-App Scout
Denn die funktioniert ohne Internet und nur mit GPS und wirklich überall und exakt. Klar hätte man sich auch für einiges Geld ein GPS leihen können. Aber so haben wir einiges an Geld gespart.

6a. USB-Auto-Ladegerät
Damit das Handy auch immer Strom hat (und die Kamera auch) lohnt sich unbedingt die Anschaffung eines USB-Auto-Ladegerät für den Zigarettenanzünder. Die dicken Laptops kann man da nicht wieder verkehrstüchtig machen, aber iPod, iPad, Kamera und Handys freuen sich während der Autofahrten über frischen Saft. Eine sehr lohnende Investition.

7. Mut zur Lücke
Auch nach zehn Wochen hat man nur einen Bruchteil dieses wunderschönen Landes gesehen. Nachdem wir nach zweieinhalb Wochen eingesehen haben, dass wir vieles verpassen werden und vieles auf der Strecke bleibt, hat das unsere Reise auf einen Schlag sehr entspannt. 120 Kilometer waren bis auf ganz wenige Ausnahmen das Maximum, das wir gefahren sind. Und dafür ist man mit Kind und Camper im Schnitt zwei Stunden unterwegs. Das Schöne daran war: Wir waren oft schon am frühen Nachmittag an unserem Zielort, haben uns dort den schönsten Stellplatz für unser Wohnmobil gesucht und hatten noch viel Zeit für Wanderung, Wellen oder einfach nur Spielplatz. So hatten wir alle was davon und sind nicht nur von einem Spot zum anderen gehetzt. Immer wieder war unsere Fahrt auch mit Zwischenstops gespickt. Aber wenn das Amselkind gerade geschlafen hat, dann sind wir eben weitergefahren und haben den zwanzigsten Wasserfall verpasst.
Was uns außerdem gutgetan hat: Öfter mal länger als eine Nacht an einem Ort bleiben. Das nimmt das Tempo raus und die nettesten Cafés und hübschesten Stellen haben wir oft erst am nächsten Tag entdeckt.

8. Sonnencreme, UV-Kleidung und Insektenschutzmittel
Vier Flaschen Sonnencreme haben wir verbraucht. Und dafür keinen Sonnenbrand bekommen. Eine Kunst, auf die wir wirklich stolz sind. Das Amselkind hatte ein langärmliges Shirt mit UV-Faktor 80 an. Das Plastikding hat sich voll bewährt, trocknet schnell, schützt perfekt und zu heiß war ihr darin nie. Alle neuseeländischen Kinder laufen in dem Zeug rum. Dort kaufen geht also auf alle Fälle, wir haben es daheim gekauft. Hyphen ist hierzulande die Marke, die die besten Urteile hat.
Und ja, die Sandflies haben uns ab und zu das Leben schwer gemacht. Aber: So schlimm wie alle sagen, sind die Stiche nicht. Sie jucken halt. Wir haben uns nicht gleich morgens in Autan gebadet (wenn man in Sandfly-Gegenden durch die Straßen läuft, riechen vor allem die Neuseeländer schon von weitem nach dem Zeug) sondern die nackten Beine und Arme bei Bedarf eingesprüht. Hat seinen Dienst getan. Stichfrei sind wir nicht geblieben. Aber ne Qual waren die Biester nicht. Und wo es ganz schlimm war (Milford Sound, Murchison, Lake Paringa), haben wir sowieso im Campervan gegessen. Einziger Trost: Die Viecher stechen nicht, wenn man in Bewegung ist. Dazu sind sie schlichtweg zu doof.

9. Unser großer Campervan
Klar, man kann sich auch in einen VW-Bus quetschen. Und das Kind auf der 140 cm breiten Liegefläche zwischen sich nehmen. Haben wir alles gesehen. Aber uns hat es mächtig entspannt (vor allem an regnerischen Tagen), dass das Amselkind oben in der Schlafkoje eingeschlafen ist, wir den Vorhang zuziehen konnten und unten noch Zeit für uns hatten. Später in der Nacht sind wir nach oben geklettert und haben die Vogelkind nach unten in ihr eigenes Reisebett gebettet. Der Vorteil: Wir haben alle ruhiger geschlafen (die kleine Amsel schläft seit Neuseeland durch) und mussten keine Angst haben, dass unsere Tochter aus dem Bett fällt, wenn sie wach ist.
Das Riesending lässt sich einfach und bequem fahren und man kommt überall hin, wo man hin will. Für uns war unser großes Wohnmobil vor allem ganz viel Freiheit und Entspannung.

10. Ja zum Tragesystem, nein zum Kinderwagen
Die kleine Amsel haben wir gefühlt einmal quer durch Neuseeland geschleppt. Auf Wegen, über die kein Kinderwagen gekommen wäre. Die Entscheidung, das Ding daheim zu lassen, war goldrichtig. Und wenn die kleine Prinzessin die Nase voll von ihrem Tragebeutel hatte, dann haben wir sie auf die Schultern  gesetzt. Oder sie ist ein paar Meter an der Hand selbst gelaufen.

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